Good Idea Pro Fallstudie : Dank innovativer Logistik mehr verkaufen
Der Logistik-Experte Robert G. Thiemann kennt den Luxemburger Markt seit vielen Jahren und ist Inhaber des Unternehmens BPM-Lux, ein Service der RT-Log S.A.. Insbesondere heutige Kundenansprüche und technische Neuerungen erfordern seiner Meinung nach, dass Händler sich wieder mehr mit Innovationen in der Logistik auseinandersetzen.
Händler oder Logistiker, das ist hier die Frage… oder stellt sich die Frage nicht?
Sagen wir so: die Bereiche sind eng verflochten. Der Händler muss sich mit Fragen der Logistik intensiv auseinandersetzen, denn damit steht und fällt sein Geschäft. Der Markt ist schneller und kurzlebiger geworden, sowie von Seiten der Kunden extrem anspruchsvoll. Die Klage, man werde seine Ware nicht los, zählt heute nicht mehr, denn logistisch gibt es da einige sehr innovative Lösungen. Die Einzelhändler könnten aber vielfach noch kreativer und vor allem schneller werden.
Welche Rolle spielt da der e-Commerce?
Eine große Rolle! Nicht nur, weil viele Kunden eine neue Art entdeckt haben einzukaufen, sondern weil sich auch die Ansprüche der Endverbraucher verändert haben. Sprich, auch wenn der Kunde offline im Geschäft kaufen möchte, erwartet er eine ähnliche Flexibilität wie im Online-Handel. Beispielsweise wird immer seltener akzeptiert, wenn der Händler im Geschäft sagt: „Das haben wir nicht mehr“, „Bestellen geht nicht“, „Lieferung dauert“. Ich weiß aus Erfahrung und selber als Konsument, dass Kunden bereit sind, für guten Service zu zahlen!
Wo liegen heutzutage die größten Herausforderungen in der Logistik?
Eine Herausforderung ist nach wie vor die Lösung des sogenannten „Letzte-Meile-Problems“. Man muss wissen, dass 75 % der Kosten eines Pakets auf die Kosten der Endzustellung entfallen. Sparen kann man hier z.B., in dem man Lieferungen sammelt. Für Endkunden sind aus unserer Sicht insbesondere die BPM Parcel-Stations interessant, die es inzwischen in Luxemburg im ganzen Land gibt. Der Endkunde entscheidet, wann er sein Paket in welcher Station abholt, und der Händler kann flexibel versenden. Wenn der Händler ein funktionierendes Warenwirtschaftssystem hat, das ihm verlässlich sagt, wo die Ware ist, dann kann er mit der entsprechenden Logistik im Hintergrund sowohl effizienter einkaufen aber auch verkaufen: im Laden kann Platz gespart werden, man erreicht eine höhere Rotation und Kunden können besser bedient werden.
Das Thema „Citylogistik“ war in 90er Jahren in aller Munde. Ist das Konzept gescheitert?
Die Citylogistik-Konzepte ließen sich offiziell geplant kaum erfolgreich umsetzen. Das lag bzw. liegt einfach an den sehr individuellen Verhältnissen von Lieferzeiten und Warenmengen in einer Stadt. Dabei ist die Grundidee nicht schlecht: die Waren werden außerhalb der Zentren aufgefangen, gebündelt und dann geliefert. Wir haben mit unserem Unternehmen und der Marke BPM so gesehen eine privatfinanzierte Citylogistik aufgebaut. Über unser System sammeln wir Waren und liefern gebündelt. Die Kostenvorteile liegen meiner Meinung nach auf der Hand – insbesondere für Einzelhändler. Und ganz nebenbei gestaltet sich die Logistik dadurch umweltfreundlicher. Das war auch schon vor 20 Jahren das Ziel.